Quick facts:

  • Neurodermitis ist eine entzündliche Hauterkrankung
  • Juckreiz und Hautausschlag sind die typischen Symptome
  • Neurodermitis heißt auch atopisches Ekzem
  • Die Therapie muss bei jedem Patienten sehr individuell ausgewählt werden
  • Schubauslösende Faktoren sollten gemieden werden
  • Antientzündliche Hautpflege ist das A&O

Neurodermitis kann einem Patienten das Leben wirklich schwer machen. Das gilt nicht nur für den manchmal kaum auszuhaltenden Juckreiz und die daraus resultierenden Wunden. Viele Menschen mit atopischem Ekzem sind durch die auffälligen Hautveränderungen verunsichert. Dazu kommen auch noch gesellschaftliche Vorurteile, wie z. bsp. die Neurodermitis sei psychisch bedingt. Hier lesen Sie mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung von Neurodermitis.

Häufigkeit

Etwa 20 Prozent aller Kinder und 3 Prozent der Erwachsenen aus unseren industrialisierten Ländern leben mit der Neurodermitis. In Deutschland leiden allein über zwei Millionen Menschen an dieser Hauterkrankung. Und die Erkrankungshäufigkeit steigt weiter an. Warum das so ist, ist umstritten. Diskutiert werden verbesserte Lebensumstände mit umfänglicher Hygiene sowie die steigende Häufigkeit von Allergien und Schadstoffen in industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Auch Ungleichgewichte der Darmgesundheit stehen auf der Agenda und werden in diesem Zusammenhang immer mehr erforscht. Auch Belastungen (Intoxikationen) mit Schwermetallen wie Aluminium aus Deodorants oder verschiedenen Lebensmitteln rücken mehr in den Fokus der Forschung. Fakt ist: Die Neurodermitis ist keine leichte Angelegenheit für Betroffene und global gesehen ein zunehmendes Problem.

Symptome

Im Gegensatz zur bekannten Psoriasis (Schuppenflechte), die sich häufig an den Streckseiten des Körpers und der Gliedmaßen zeigt, tritt Neurodermitis typischerweise an den Beugeseiten (vor allem an Armbeugen und Kniekehlen) sowie im Hals- und Gesichtsbereich auf. An den betroffenen Stellen ist die Haut extrem trocken, gerötet und entzündet. Sie juckt häufig sehr stark. Das ist insbesondere für die betroffenen Kinder ein schwerwiegendes Problem. Ihnen fällt es verständlicherweise besonders schwer, sich das Kratzen zu verkneifen, wenn der Juckreiz wieder einmal überhandnimmt. Unglücklicherweise verschlimmert das Kratzen aber die Neurodermitis, weil es so zu neuen Hautirritationen kommt. So entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf von immer neuen Hautreizungen, Juckreiz und Kratzen. Diesen Kreislauf gilt es therapeutisch zu unterbrechen und für Ruhe im System zu sorgen.

Auch Hautverdickungen, Knötchen und Pusteln sind mitunter charakteristische Symptome der  Neurodermitis. Zudem ist die Haut oft sehr empfindlich und anfällig für äußere Reize, wie zum Beispiel Schweiß, Waschmittel, Kleidung oder Nahrungsmittel. Im schlimmsten Falle, reagiert die Haut selbst auf Wasser mit Rötungen. Meist treten die Beschwerden in Schüben auf.

 

Äußere Anzeichen für Neurodermitis:

Es gibt einige besondere Merkmale, die häufig auf Neurodermitis hinweisen. Hierzu zählen unter anderem:

  • trockene Haut und Lippen (Sebostase)
  • häufige Hautekzeme oder Hautinfektionen
  • Entfärbung der Haut nach mechanischen Reizen (sogenannter weißer Dermographismus).
  • seitlich ausgedünnte Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen)
  • häufige Bindehautentzündungen
  • doppelte Unterlidfalte (Dennie-Morgan-Falte)
  • verstärkte Zeichnung der Handlinien

Neurodermitis-Symptome nach Alter

Je nach Lebensabschnitt können sich die Symptome von Neurodermitis unterscheiden.

Milchschorf bei Babys: Neurodermitis im Babyalter wird häufig auch als Säuglingsekzem bezeichnet. Man spricht hier vom Milchschorf, weil dieser Schorf wie getrocknete Milch aussieht. Es tritt von Geburt an bis zum 2. Lebensjahr auf. Beim Auftreten des Milchschorfs ist die Haut des Säuglings/Kleinkindes gerötet und schuppt sich. Dabei sind vor allem die Kopfhaut und die Wangen betroffen. Die erkrankten Stellen können dunkelrot verfärbt sein und teilweise auch nässen. Später trocknen die nässenden Stellen aus und es bildet sich ein Schorf. In der Regel bildet sich dieser Milchschorf von alleine zurück. Mit zunehmendem Alter wächst allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Symptomatik auch auf andere Körperbereiche, wie den Windelbereich ausbreiten kann.

Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen: Vom 3. bis 18. Lebensjahr kommt es zum typischen Erscheinungsbild der Neurodermitis, bei dem klassisch vor allem die Ellenbeugen und Kniekehlen betroffen sind. Dabei stellt der Juckreiz vor allem für die Kinder eine massive Belastung dar. Besonders in der Nacht stört er den ruhigen und erholsamen Schlaf. Daraus resultieren häufig Schlafstörungen im Kindesalter. Tagsüber sind Konzentrationsmangel und andauernde Müdigkeit die Folge. Zudem kommt es häufig zu familiären Anspannungen und psychischen Belastungen. Diese wiederum verschlechtern die Hautsymptome von Neurodermitis. Nicht selten entsteht auch so ein sich verstärkender Kreislauf.

Wie im Säuglingsalter kann Neurodermitis auch in dieser Phase nachlassen und von selbst verschwinden. Leider ist es aber häufig genau das Gegenteil und die betroffenen Stellen breiten sich weiter aus und greifen zusätzlich über, auf das Gesicht, den Hals, die Hand- und Fußgelenke sowie die Handrücken.

Neurodermitis bei Erwachsenen: Sollte sich die Neurodermitis bis in das Erwachsenenalter ziehen, gehen Mediziner von einer lebenslangen Neurodermitis aus. Nur äußerst selten tritt Neurodermitis auch im Erwachsenenalter erstmalig auf. Hier sind dann häufig die Hände, Ohren, der Hals und das Gesicht von den juckenden Hautsymptomen betroffen.

Ursachen

Wie leider so häufig, sind die exakten Ursachen der Neurodermitis nicht bekannt. Heute geht man von einem Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, immunologischer Veränderung und auch äußeren Einflüssen aus. Neuesten Forschungsergebnissen zufolge könnte auch ein von Hausstaubmilben produziertes Enzym ( Die sog. Phospholipase) die Tendenz zur Neurodermitis fördern. Das Enzym verändert die Phospholipide der menschlichen Haut. Diese veränderten Lipide mobilisieren bestimmte Abwehrzellen (T-Zellen) des körpereigenen Abwehrsystems, die wiederum Entzündungsreaktionen der Haut fördern.

Behandlung

In der gewöhnlichen medikamentösen Therapie der Neurodermitis, werden häufig sogenannte Glukokortikoide wie Amcinoid, Betamethason, Dexamethason, Prednisolon und Prednicarbat in Form von Salbe oder Cremes eingesetzt. Diese Kortisonsalben sollen dafür sorgen, dass die Entzündungsreaktionen der Haut verringert werden und sich das Hautbild regenerieren kann.

Natürlich sollten Kortisonhaltige Cremes und Salben aber keine Dauertherapie darstellen, und nur im akuten Fall eingesetzt werden, um schnelle Hilfe zu bekommen. Langfristig gesehen, sollten andere Therapien zum Einsatz kommen.

Klimatherapie und UV-Bestrahlung

Klimatherapien im Hochgebirge und an der See sowie Strahlentherapien mit UVA- und UVB-Licht, auch Tageslichtlampen genannt, können die Abheilung von Neurodermatitis unterstützen. Häufig sind allerdings tieferliegende Gründe im Organismus für die Symptomatik ausschlaggebend und sollten dringend mit therapiert werden.

Selbsthilfe bei Neurodermitis

Neurodermitis kann sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise präsentieren und ist individuell sehr unterschiedlich. Das zeigt sich auch bei den klassischen Behandlungsmethoden. Das gilt aber auch für die Selbsthilfe. Durch die hohe Individualität werden sie sicherlich eine Weile experimentieren müssen, bis Sie wissen, was bei Ihnen gegen die Symptome des atopischen Ekzems hilft.

Zusätzlich können folgende Tipps helfen:

  • Salzbäder mit Totem Meer Salz zweimal die Woche sind ebenfalls empfehlenswert bei Neurodermitis.
  • Bei vielen Patienten stellten sich Verbesserungen ein unter Eigenurintherapie.
  • Benutzen Sie Kleidung aus Naturfasern (besonders bei direktem Hautkontakt), verzichten Sie auf Wolle und stark kratzende Stoffe.
  • Kratzen Sie möglichst nicht. Babys und Kleinkindern helfen übergezogene Fäustlinge und kurz geschnittene Fingernägel, um ein Aufkratzen der Haut zu verhindern.
  • Starken Juckreiz können Sie vorübergehend mit Crush-Eis (in einem Plastikbeutel) lindern.
  • Neurodermitis-Selbsthilfegruppen helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen. Der Austausch mit anderen Betroffenen wird von vielen Patienten als hilfreich empfunden.

Triggerfaktoren und Stress meiden

Mittlerweile ist unter vielen Experten und Betroffenen unstrittig, dass bestimmte Triggerfaktoren Schübe von Neurodermitis begünstigen. Zu den am weitesten verbreiteten Triggerfaktoren zählen die Allergien. Daher ist das Meiden von Allergen einer der Stützpfeiler bei sehr vielen Fällen von Neurodermitis.

Auch psychische Faktoren können den Ausbruch der Krankheit oder den Verlauf, also eine Verschlimmerung begünstigen. Insofern ist es nicht überraschend, dass viele Neurodermitiker mit Strategien gegen Stress den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können.

Hautpflege bei Neurodermitis

Die stark irritierte Haut bei atopischem Ekzem braucht besondere Pflege. Achten Sie auf eine regelmäßige Hautpflege. Empfehlenswert sind Cremes, Lotionen und rückfettende Ölbäder mit Mandel-, Soja-, Nachtkerzen- und Erdnussöl, Basenkosmetik und ungesättigten Fettsäuren.

Heilpflanzen gegen Neurodermitis

Bei leichten Hautveränderungen tut es gut, die betroffenen Hautpartien mit Salbe aus Ringelblumen einzureiben. Sie können auch versuchen, entzündete (nicht eitrige!) Haut mit Johanniskrautöl einzureiben. Auch Umschläge mit Rote-Beete-Saft können bei Patienten deutliche Erfolge bringen.

Eichenrinde wirkt zusammenziehend (adstringierend). Übergießen Sie dafür 10 Gramm Eichenrinde mit 1/4 Liter Wasser und lassen dies aufkochen. Nach dem Abkühlen und Abseihen befeuchten Sie Tücher mit dem Sud und legen diese auf betroffene Hautpartien auf.

Einige Betroffene berichten von guten Erfolgen mit einer Teemischung aus gleichen Teilen Ackerschachtelhalm, Birkenblätter, Brennnessel und Schafgarbe. Kochen Sie von dieser Mischung einen Teelöffel mit 1/4 Liter Wasser auf und trinken Sie den Tee langsam und in kleinen Schlucken.

Homöopathie bei Neurodermitis

Bei Neurodermitis ist das von Homöopathen wohl meist verordnete Homöopathikum Sulfur. Zudem werden folgende homöopathische Arzneien eingesetzt:

  • Arsenicum (bei trockener und mehliger Haut)
  • Calcium carbonicum (auch bei Milchschorf und wenn die Haut mit Pusteln übersät ist)
  • Graphitis (bei trockenen, juckenden und brennenden Ekzemen)
  • Petroleum (bei rissiger Haut und Ekzemen hinter den Ohren)
  • Rhus tox (vor allem bei Hautveränderungen an den Händen und Handgelenken)
  • Silicea (vor allem bei wunder Kopfhaut und schwitzenden Menschen).

 

Hilfe in der Praxis

In der Naturheilpraxis sehen wir auf die grundlegenden Uhrsachen für Neurodermitis. Die Erfahrung zeigt hier, dass ein Großteil der Hauterkrankungen Ihren Ursprung im Darm finden. Zum einen hängt das mit der Tätigkeit des Immunsystems zusammen, die in erheblichem Maße vom Darm beeinflusst wird. Zudem ist die aktuelle Faktenlage eindeutig, dass einige im Darm angesiedelte Bakterienstämme die Hautgesundheit sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Auch Schwermetallbelastungen durch Umwelteinflüsse oder Mangelzustände von Mikronährstoffen, spielen eine entscheidende Rolle für unsere Haut.

Wir empfehlen ihnen in jedem Fall einen Therapeuten in Ihrer Nähe aufzusuchen, um einen Individuell auf Sie zugeschnitten Therapieplan zu entwerfen. Nur so sind effektive Langfristige Erfolge möglich.